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"Treten Sie ein in die Welt von 1001 Nacht!"
 

Gebräuche


 


Rihlat al alf miil tabda bi khatwa
Eine Reise von tausend Meilen fängt mit dem ersten Schritt an.

 

 

    Sibel Nefa - animiertes Gif    Uns Menschen ist eine Angst vor dem Fremden angeboren. Die Scheu allerdings, die viele vor dem Orient haben, ist meiner Ansicht nach unbegründet und resultiert aus dem zu geringen Wissen über diese andere Kultur.

Viele Verhaltensweisen, Sitten und Gebräuche sind von den unseren sehr verschieden, sodass die einen nicht in der Lage sind, die anderen zu verstehen.

Zwei Tuaregs

Ich habe auf meinen Reisen einerseits festgestellt, dass die Menschen in den verschiedenen Ländern charakteristische, landestypische Eigenheiten besitzen, oft auch geprägt durch die jeweiligen politischen  oder wirtschaftlichen Gegebenheiten. 
 
Andererseits lernte ich bei allen den für die Orientalen so wesentlichen Humor, die Geduld, die Lebensfreude trotz oft schwieriger Lebensumstände und ihre Großzügigkeit kennen. Sie geben sprichwörtlich "das letzte Hemd".

Wer einmal in den Genuss ihrer Gastfreundschaft kam, wird sich wohl schamvoll daran erinnert haben, wie wir Deutschen uns oft den Fremden gegenüber verhalten. Sie achten mehr als wir noch auf ih
re Intuition und ihre Menschenkenntnis ist verblüffend.

 

Großvater und Enkel in Jemen

 

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Gastfreundschaft

"Auf dass Brot und Salz zwischen uns stehe!"

Es kann Ihnen passieren, dass Sie von wildfremden Menschen zu sich nach Hause eingeladen werden. 

Bringen Sie immer ein Geschenk mit. Das kann Gebäck, Süßigkeiten oder Spielsachen für die Kinder oder auch mal Geld sein. Das Geld sollten Sie aber den Kindern zustecken. Diese geben das dann später den Eltern.

Auch bei großer Armut wird man Ihnen alles nur Erdenkliche vorsetzen und jeden Wunsch von den Augen ablesen.

Deshalb ist es bei armen Leuten besonders wichtig, ein entsprechend wertvolles Gastgeschenk mitzubringen.

Geschenke werden oft nicht ausgepackt, damit der Schenkende nicht das enttäuschte Gesicht sieht, wenn es dem Empfänger nicht gefällt.

Sobald man ein Haus betritt, wird man ins beste Zimmer, in den Saloun, geführt und bekommt dort den besten Platz zugewiesen. Aber vorher unbedingt die Schuhe ausziehen, auch wenn die Gastgeber sagen, es wäre nicht schlimm! Oft stehen kleine Pantöffelchen für die Gäste bereit.

 

Marokkanische Pantöffelchen            Marokkanische Pantöffelchen
Marokkanische Pantöffelchen

 

Oft ist es üblich den Gast mit dem Boghour, einer Mischung verschiedener aromatischer Hölzer, Blüten und Harze, zu beweihräuchern. Auf der arabischen Halbinsel wird das Räuchergefäß, wenn man im Saloun Platz genommen hat, unter die Kleidung gestellt.
Zuerst empfand ich es ein wenig seltsam, aber es ist ein tolles Erlebnis, so von Fuß bis Kopf in die Düfte des Orients eingehüllt zu werden. Der Duft blieb tagelang in den Kleidern.

 

Ein Kanoun (Weihrauchgefäß) aus Oman.
Ein Kanoun (arabisch für "Ofen") aus Oman.
In diesem Gefäß wird der berühmte Weihrauch, sowie Boghour entzündet.

 

Die Gastgeber weisen uns nie auf etwas hin, was man nicht tun sollte, sondern gehen davon aus, dass man sich schon richtig verhalten wird: bei uns Europäern aber weit gefehlt!

Oft sitzt man auf dem Fußboden. Achten Sie darauf, dabei dem Gegenüber nicht die Fußsohlen zu zeigen!
Bitte nur mit der rechten Hand essen und trinken, die linke Hand gilt als unrein!
Ein Ausdruck von Höflichkeit ist es, alles wenigstens zu probieren, auch wenn man keinen Hunger hat.

Wenn nach dem Essen der Kaffee eingeschenkt wird, trinkt man höchstens drei Tässchen, mehr ist unhöflich. Aber man muss signalisieren, dass man genug hat, sonst wird ohne zu fragen immer wieder nachgeschenkt.
Das Signal hierfür ist zum Beispiel im Mittleren Osten, dass man sein leeres Tässchen zwischen Daumen und Zeigefinger kurz hin und her schwenkt.
In der Türkei, wo man meist Tee trinkt, legt man sein Löffelchen quer über das Teeglas.
Und nachdem er gereicht wurde, ist es an der Zeit, sich zu verabschieden.

 

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Hochzeit

"...und er gab ihr 1000 weiße Kamele zur Morgengabe."

Der Höhepunkt im Leben eines jeden Orientalen ist die Hochzeit.
Auch heute ist es oft noch so, dass die Eltern der jungen Leute sich rechtzeitig umschauen, wer denn als Heiratskandidat ( -in ) geeignet wäre. Wenn das zu schwierig erscheint, werden  berufsmäßige Heiratsvermittlerinnen eingeschaltet.
Manchmal hat sich das junge Paar aber schon heimlich verliebt, und es versucht, eine Vertrauensperson zu finden, die genügend Autorität besitzt, den Vater zu überreden.

Der Bräutigam ist verpflichtet, die Wohnung samt Hausrat und Möbeln zu stellen, und glauben Sie bitte nicht, dass sich das junge Mädchen mit einer Second-Hand-Einrichtung zufrieden gibt!

Außerdem ist er zuständig für die Ausrichtung der gesamten Hochzeitsfeierlichkeiten, die sich über mehrere Tage erstrecken und manchmal eine ganze Woche dauern.

Eine Hennena wird beauftragt, alles, was die Braut zu ihrem äußeren Erscheinungsbild benötigt, zu organisieren, beziehungsweise selbst durchzuführen. Hennena ist die Berufsbezeichnung der Frauen, die die Kunst der Hennamalerei und darüber hinaus alles, was im Zusammenhang mit der Hochzeit steht, beherrschen.

Sie begleitet die Braut die ganze Zeit und hilft ihr zum Beispiel vom Sessel aufzustehen, da die kostbaren, mit Perlen übersäten Gewänder so schwer sind, dass sich das junge Mädchen nicht mehr selbständig erheben kann.


Täglich wechseln Musikgruppen ab, die auch noch beköstigt und entlohnt werden müssen. Es kommen Hunderte von Gästen, und da oft in exclusiven Hotels gefeiert wird, steigen die Kosten ins astronomische!

 

"Aid mabruk" - Gesegnetes Fest

 

Der Bräutigam muss seiner Auserwählten eine bestimmte Menge Goldschmuck schenken, meist ist das dann die sogenannte Morgengabe. Dies ist üblich, um der Braut damit ein finanzielles Polster für den Fall einer späteren Scheidung im vorhinein zu geben.

In Tunesien, dem modernsten arabischen Land mit einer weitgehend europäischen Rechtsauffassung, besteht die Morgengabe meist lediglich in einem symbolischen 10-Dinar-Schein, den sich die Bräute später ins Fotoalbum kleben.

Aber in anderen Ländern handelt die Familie der Braut vor der Hochzeit die Bedingungen dieser Mitgift aus, und oft verschuldet sich die Familie des Bräutigams dermaßen, dass sie ein Leben lang die Schulden abtragen muss.

Die Braut zieht danach in das Haus des Bräutigams ein, versorgt die Schwiegereltern, bekommt - in sha allah - (so Gott will) viele Kinder und sie leben glücklich bis an ihr seliges Ende!

Können Sie verstehen, warum aber die meisten sich mehr über die Geburt eines Sohnes freuen?

Es gibt viele Männer, die aus den oben genannten Gründen nie heiraten können - mit auch ein Grund, weshalb viele versuchen, eine europäische Frau zu finden.

 

Das Hochzeitskleid - Traum aller Mädchen - Modell aus Tunis
Das Hochzeitskleid - Traum aller Mädchen - Modell aus Tunis

 

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Erbschaft

Ein Vater teilt sein Erbe folgendermaßen auf:

Der Sohn erhält zwei Drittel, die Tochter ein Drittel. Das erscheint äußerst ungerecht der Frau gegenüber. Doch genau das Gegenteil ist der Fall! Der Sohn muss davon seine Mutter, seine unverheirateten Schwestern, seine Frau und seine Kinder unterhalten. Die Tochter dagegen kann alles für sich behalten, sich davon Schmuck, Parfüm und schöne Kleider kaufen, verreisen und damit tun, wonach ihr Herz begehrt.

Dieses Beispiel, eins von vielen, zeigt, warum sich arabische Frauen nicht so sehr um Gleichberechtigung bemühen!

 

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Sakat - Almosen

Der Islam verpflichtet die Gläubigen, Almosen zu geben, den Sakat. Für viele Arme ist das die einzige Möglichkeit, am Leben zu bleiben und oft muss davon noch eine Familie ernährt werden.

Weisen Sie einen Bettler nicht ab und geben Sie ihm nach Möglichkeit etwas. Wenn Sie das nicht möchten oder können, sind einige nette Worte besser als nichts.

Wir, aus dem Überfluss des Westens kommend, vergessen oft, dass es in den meisten orientalischen Ländern keine oder eine zu geringe soziale Absicherung gibt.

 

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Aberglaube

Die meisten Orientalen sind sehr abergläubig und vertrauen auf das seit Generationen überlieferte Wissen über die Magie.

Vielerorts, meist auf den Marktplätzen und vor allem in Marokko,
bieten Frauen Ihnen an, die Karten zu legen oder in der Hand zu lesen.

 

Die Hand der Fatma als Schlüsselanhänger - Tunesien

Die Hand der Fatma als Schlüsselanhänger - Tunesien

 

Im täglichen Leben benutzt man bestimmte Symbole und symbolträchtige Dinge, um sich, seine Familie und das Haus zu schützen.

Hier ein paar Beispiele: (Auf der Henna-Seite finden Sie weitere Symbole aus dem nordafrikanischen Raum.)

Gegen den Bösen Blick:
die Hand der Fatma (Tochter des Propheten)
die Zahl 5 = Chomsa (z.B. bei Hand oder Stern)
das Auge (Symbol dafür ist das Dreieck)

Als Glücksbringer:
der Fisch

 

Dieses symbolträchtige Plakat schützt gegen den Bösen Blick - mit Sprüchen aus dem Koran.
Dieses symbolträchtige Plakat schützt gegen den Bösen Blick - mit Sprüchen aus dem Koran.

 

Wenn man jemandem, von dem man denkt, dass er Böses im Schilde führt, seine Hand-Innenfläche mit gespreizten Fingern entgegenstreckt, heißt das soviel wie: "Bleib mir fern, Du hast den Bösen Blick!"

 

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